Vorgabe für ein Touristenvisum nach Pakistan, dass ich persönlich im Frankfurter Konsulat zu beantragen hatte, ist in der Regel eine Buchung über ein autorisiertes Reisebüro. Der in Dresden ansässige Veranstalter DIAMIR Erlebnisreisen bot mir in Zusammenarbeit mit Adventure Tours Pakistan ein interessantes Paket zu einem akzeptablen Preis für November 2017 an, das aus Flug, Hotel und Ausflügen bestand.

Also machte ich mich einige Wochen vorher gleich frühmorgens auf den Weg nach Frankfurt. Das Generalkonsulat der Islamischen Republik Pakistan ist in einer Gründerzeit-Villa in der Eschenbachstraße untergebracht.

Hier hatte ich bereits mein erstes interkulturelles Erlebnis. Zunächst ging es eine ausgetretene Treppe durch einen Souterrain in einen großen Warteraum mit zwei verglasten Schaltern, wo sich gefühlt 100 pakistanische Männer und nur eine Frau mit zwei Kindern aufhielten, doch dies war offensichtlich nicht die Visastelle. So ging ich weiter über eine steile schmale Treppe, wo entgegenkommende Pakistaner mir teils Platz machten, mich teils raumgreifend ignorierten.

Endlich fand ich das entsprechende Büro, klopfte und trat ein. Ich nahm vor dem Schreibtisch des wohl beschäftigten Visa-Bearbeiters Platz, wurde jedoch erst einmal minutenlang nicht beachtet. So schaute ich wartend die Decke und dann noch einige Ecken an, bis ich meine akkurat vorbereiteten Unterlagen über den Tisch reichen konnte. Ich hatte gelesen, dass sie absolut vollständig und sogar in der richtigen Reihenfolge vorgelegt werden sollten. Aus den wenigen gemurmelten Worten entnahm ich, dass ich die Visa-Gebühr von 36 Euro per Bankkarte bezahlen und dann warten solle.

Nach einiger Zeit kam ein weiterer Mitarbeiter in den Wartebereich und fragte mich recht unterkühlt in einem gewöhnungsbedürftigen Englisch aus: was ich in Pakistan wolle, wo mein Mann sei, warum ich nur ein Bein habe… Als ich sagte, ich sei geschieden, fragte er erstaunt, wer denn dann meine Reise bezahle. Ziemlich perplex erklärte ich ihm, dass ich mein eigenes Geld habe.

Aber das alles passte nicht in sein Weltbild. Wieso ich eigentlich mit einem Bein reisen wollte? So erzählte ich, dass ich schon andere außergewöhnliche Reisen fernab vom üblichen Tourismus nach Ägypten oder Cuba unternommen habe. Es drängte mich weiter auszuführen, dass ich einen Job habe, natürlich selbst Auto fahre und eine gestandene Mutter von fünf Kindern sei. Aaah, da hellte sich das etwas abweisende braune Gesicht endlich ein kleines bisschen auf.

Da es wohl nicht wirklich etwas zu beanstanden gab, denn gültiger Reisepass, Hin-und Rückflugticket, Hotelbuchung, Einladung vom pakistanischen Reisebüro, zwei Passbilder mit blauem Hintergrund lagen – auch in der richtigen Reihenfolge – vor und so meinte er:“Okay, for 30 days.“

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In Absprache mit der kompetenten Chefin von DIAMIR Reisen, die selbst auch schon in Pakistan unterwegs war, kristallisierte sich ein interessantes Ausflugsprogramm heraus und ich freute mich schon gewaltig auf diese Reise. Sehr beruhigend war zudem, dass mir ein eigener erfahrener Reiseleiter mit Pkw zur Seite gestellt wurde.

Bei meiner Fluggesellschaft bestellte ich einige Tage vor Abflug selbst einen Rollstuhlservice für die Wege durch die Kontrollen bis zur bzw. von der Flugzeugtür, denn ich hatte vorher meiner Reiseagentur nur etwas vage mitgeteilt, dass ich nicht so gut zu Fuß sei und Krücken brauchte. Dass meine nicht unerhebliche Behinderung in einer extrem hohen Beinamputation bestand, hatte ich um Vorbehalten vorzubeugen, lieber nicht erwähnt.

Flughafen Köln Krücken
Auch mehrere nützliche Schutzimpfungen, wie Polio, Diphtherie, Tetanus und Hepatitis A +B, gehörten zu meiner wochenlangen Vorbereitung. Den Sitten entsprechende Kleidung, Stirnlampe, Wasserkocher, Rucksack und Geschenke mussten gekauft werden und natürlich wollte ich auch mit einigen Höflichkeitsfloskeln in Urdu aufwarten können.

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